Der SV Prag tut sich schwer oder besser: er macht sich das Leben selbst schwer. Und: wer so fahrlässig mit seinen Aufstiegsmöglichkeiten umgeht, muss sich nicht wundern, wenn es am Ende statt des direkten Aufstieges in die Relegation geht. "Erbärmlich", so der Kommentar eines Beoachters der Prager Anstrengungen, einen doch sehr biederen Gegner auf Distanz zu halten. Doch damit tat er den Pragern unrecht, die sich wenigstens bemühten, allerdings von einigen Mannschaftskameraden an diesem Sonntag im Stich gelassen wurden. Mehr war denn auch nicht drin, angesichts der fehlenden Laufbereitschaft, des planlosen Gekickes und der "gefühlten" Unterzahl Prags.

Nein, so hatte es sich keiner vorgestellt gegen die zweite Mannschaft aus Leinfelden. Einige Prager hatten offensichtlich keinerlei Motivation sich gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner konzentriert vorzubereiten, geschweige denn nach Anpfiff 100 Prozent zu geben und sich reinzuhängen. Offensichtlich steigt der Erfolg einigen aus der Truppe zu Kopf. Ist man sich vielleicht zu gut, um Gegner aus der gleichen Liga noch ernst zu nehmen? Zwar erzielte Ramzi Boussaid mit einer sehenswerten Direktabnahme in der 11. Minute die frühe Führung, doch die weiteren Bemühungen Prags blieben Stückwerk und trieften vor Bequemlichkeit. Außer einem ebenfalls bemerkenswerten Schuss aus der Drehung des ansonsten blass agierenden Igor Erich, kam in Hälfte eins nichts mehr heraus.

Die Standpauke in der Halbzeitpause zeigte zunächst Wirkung. Doch ein ums andere Mal wurden beste Gelegenheiten durch mangelnden Einsatz zunichte gemacht. Im Mittelfeld stand man zu weit weg von den Gegnern und bestritt deshalb auch kaum einen richtigen Zweikampf. Und wenn es dann mal nach Zweikampf aussah, wurde der Mitspieler meistens von seinen Kameraden im Stich gelassen. Denn nach Balleroberung begann das eigentliche Dilemma. Da sich die Laufbereitschaft weiter in Grenzen hielt, hatte der Ballführende auch kaum Anspielstationen.

Als sich dann in der 69. Minute Libero Taki Sintoukas ein Herz fasste und zu einem tollen Solo ansetzte, hätte aber trotzdem das 2:0 fallen müssen, doch der glänzend freigespielte Maxim Jablontschik hatte an diesem Tag seine Knipserfähigkeiten zu Hause gelassen. Er kam nicht richtig hinter den Ball und den Nachschuss konnte Jose Pineda nicht im Tor unterbringen. Als dann der ebenfalls sehr unauffälig spielende Noh Teklkiel eine Großchance 10 Meter vor dem Tor aufreizend lässig, ja schon fast arrogant, vertändelte, war die Stimmung vollends auf den Tiefpunkt angelangt. Das Gestochere hielt bis zum Schlusspfiffs an. Die Prager sind wieder etwas näher an die Realität hereingerückt und sollten schnellstens erkennen, dass es mit halber Kraft nicht geht. Doch dazu müssen alle an einen Strang ziehen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen.

SV Prag: Reichelt - Sintoukas, Irmscher, Kraft - Pineda, Breuer, Teklkiel, Erich, I. (ab 60 Min. Völker), Boussaid - Kahlweihs (ab 55. Min. Jablontschik), Mehmedovic (ab 75. Min. Hezel).