Rückblick von Stefan Dietz auf die Saison 1985/86

Jörg's Prag-Almanach im Internet verschafft (unter anderem) einen schönen Überblick über die Platzierungen unserer Mannschaften in den letzten Jahren. In der letzten Saison konnte mit dem 5. Platz in der Kreisliga A die beste Platzierung seit der Saison 1985/86 (damals Dritter der Kreisliga A) erreicht werden. Wenn ich mich heute so im Umfeld der Aktiven umschaue, werden sich nur die wenigsten noch an diese Zeiten erinnern können (Thomas Gräßle, Jörg Sawatzki, Peter Molz, ...). Deshalb möchte ich gern ein paar Fakten und Stories aus dieser Zeit erzählen.


So zur Einschätzung, wann das etwa war, ein paar Altersangaben. Ich selbst war zu der Zeit 22 und so etwa im 4. Semester im Studium. Björn Seemann mit 14 Jahren spielte in der C-Jugend, Andreas Käpplinger mit 8 Jahren in der E-Jugend.


Abteilungsleiter war Robert Schwarz, ein Mann der wirklich was bewegt hat beim SV Prag. Sein aus heutiger Sicht wichtigstes Projekt war der Bau der Pergola und damit verbunden die Um-/Neu-Gestaltung der Terrase. In diesem Zusammenhang ist auch seine Idee für das Kleinfeldturnier zu sehen, er war da einfach auf der Suche nach Events, um die neue, schöne Terrasse zu präsentieren. Anekdote am Rande, Robert Schwarz hat sich eine schwere Bänderdehnung zugezogen, als er beim Bau von der Pergola herunterstieg und in der Zwischenzeit ein Jugendspieler namens Bernhard Nitsche sein "schrottiges" Hercules-Mofa mangels Ständer an den ersten Pfosten der Pergola gelehnt hatte.


Neben den vielen Aufgaben, die Robert für den SVP erfolgreich durchgezogen hat, konnte er einige Träume und Visionen, für die er auch mal verlacht wurde, halt auch nicht verwirklichen. Dazu gehörte zum einen die Idee von einer Kegelbahn unter der Stehtribüne und zum anderen ein Mannschaftsausflug nach Kanada. Heute lebt Robert Schwarz als sogenannter "Aussteiger" in Südspanien und hat dort hoffentlich eine gute Zeit.


In seinem zweiten Jahr als Trainer auf der Prag war Heinz Hinz für beide aktiven Mannschaften verantwortlich. Auf Vermittlung von Christian Henschke war der ehemalige Spieler der zweiten Amateurliga zum SV Prag gekommen. Er war bei den Spielern sehr beliebt zum einen wegen seiner populären Trainingsmethoden ("Am Samstag hat der Rummenigge einen super Hackentrick gemacht, das werden wir jetzt sofort trainieren!"), zum anderen wegen seines rhetorischen Talents im Umgang mit den Spielern ("Und wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, dann ... äh äh..., dann wuff und weg!"). Sein Lieblingsgetränk war übrigens die "heiße Zitrone". Aber Spaß beiseite, bei Heinz Hinz wurde hart trainiert und der Erfolg war ja durchaus auch da (Dritter Kreisliga A).


Spielführer der ersten Mannschaft waren Horst Grau und Günter Alteneder. Torwart Horst Grau war in der Vorsaison Torschützenkönig mit 8 verwandelten Elfmetern geworden und war eine echte Persönlichkeit in der Mannschaft. Beispielhaft war seine Organisation des Defensivbereiches und die Motivation der Mitspieler, bekannt und berüchtigt war er auch wegen seiner Durchsetzung von Disziplin in der Kabine ("Jonger, du sitzt auf meinem Platz").


Ein weiterer wichtiger Spieler war Peter Molz, der Torschützenkönig mit 18 Treffern. Neben seinen Spielverständnis, das er heute sogar noch zeigen kann, hatte er damals auch einen unheimlichen Lauf bei Freistößen. Ein ruhender Ball, näher als 30m zum Tor, hatte da so etwa eine 50%-Chance im Tor zu landen.


Eine typische Mannschaftsaufstellung war in der Saison : Horst Grau - Joachim Kossegg - Uwe Mahler, Rüdiger Kurz, Thomas Gräßle - Günter Alteneder, Uli Pulzer, Udo Feichtinger, Armin Kurz - Michael Dittmar, Peter Molz. Ein 4-4-2 System, damals noch mit echtem Ausputzer.


Nach den Spielen traf man sich im Vereinsheim, so 30 Leute im unteren Saal war die normale Besetzung. Die Lieder, die man heute nur noch am Kleinfeldturnier hört, wurden jede Woche zum Besten gegeben. Auch das Tisch-trag-raus, das Thomas so gut gefällt, wurde gern vorgetragen. Ein Feiertag für Horst Grau war, als er eine (getürkte) Tüte von Tüdiger erwischte und sofort vernichtete.


Die Weihnachtsfeier fand im Vereinsheim statt, es gab eine Tombola, irgendwer hat auch irgendwie Musik gemacht, daß irgendwelche tanzen konnten. Die wichtigste Adresse war aber der blaue Saal, wo Karle Metko die Bar geschmissen hat.


In den Versammlungen im Frühjahr wurde bereits heftig gegen den Wirt Edi Pöndl geschossen, was sich in den folgenden Jahren aber noch steigern sollte. Ein anderes Thema war auch ein "Dauerbrenner", die Duschen im Umkleidetrakt, die an schlechten Tagen gerade mal für 10 Minuten warmes Wasser sorgten.


Meister in dieser Spielzeit wurde der SV Rot II, der sich auf dem Mühlbachhof allerdings mit 3:2 geschlagen geben musste (Tore Schäfer, Dittmar, Pulzer). Wie am Ende jeder Saison gab es viel Spekulation, wer bleibt, wer geht, wer hört auf. Besonders Günter Alteneder, Rüdiger und Armin Kurz waren im Gespräch Prag zu verlassen, sie sollten uns aber noch erhalten bleiben.


Damals waren Großfeldturniere noch richtig in, Prag hatte da auch ein sehr gutes Jahr. An Ostern konnte das Turnier in Grunbach gegen die SpVgg Cannstatt gewonnen werden. Beim MTV unterlag man im Halbfinale gegen den TV Zuffenhausen, in dessen Reihen ein junger Spieler namens Albrecht Joos auf sich aufmerksam machte, und wurde Dritter. Nach der Saison war ein Höhepunkt dann noch das eigene Karl-Kußmaul-Turnier mit 8 Mannschaften auf dem Mühlbachhof, Sieger wurde (wie fast immer in diesen Jahren) die SG West (gut möglich, daß da ein gewisser Markus Ramminger im Tor stand).


Ausflug gab es auch einen, während der WM 1986 in Mexiko waren wir (glaub ich) im Hotel Rotflüh im Tannheimer Tal. Zu irgendeinem WM-Spiel haben wir einen Kasten Bier ins Hotel geschmuggelt und auf dem Zimmer Ravioli gekocht. Heinz Mack kam mit dem Fahrrad vorbei und Rüdiger Kurz hat das Kegelturnier gewonnen. Nur wegen uns (hauptsächlich Günter Alteneder und Elmar Schneider) haben sie in der Bar von Freitag auf Samstag eine Weizenzapfanlage installiert, wahrscheinlich weil sie das viele Leergut nicht mehr untergebracht haben. Es war übrigens Günter's typische Frage, wenn Prag irgendwo hinkam: "Habt ihr eigentlich genug Bier hier?". Die Antwort war eigentlich immer: "Wir haben hier soviel Bier, soviel könnt ihr gar nicht trinken." Manchmal hat's gestimmt, manchmal halt auch nicht.


Sprüche und Stories hat es natürlich auch gegeben, ich bin mal gespannt, ob es einer raus kriegt, wer folgendes Bonmot von sich gegeben hat:


Wir waren auf einer Skihütte und hatten gut geladen. Um aus der Not eine Tugend zu machen, pinkelte ich in den Bettkasten. Augenblicke später kam unsere Dozentin die Treppen hochgestolpert und rief "Wasserrohrbruch, Wasserrohrbruch" !


Eigentlich hat sich nicht viel verändert bei Prag, nur die Namen der handelnden Personen sind heute halt anders.


Stefan Dietz


P.S.  Ich habe das so aufgeschrieben, wie mir das in der Erinnerung ist. Eine schöne Gedächtnisstütze waren mir auch die alten Ausgaben der "Fußball Aktiv". Vielleicht stammen nicht alle Fakten genau aus dieser Saison, aber so oder so ähnlich war es damals.