Interview


Interview mit Oliver Spagen, 2. Abteilungsleiter der aktiven Fußballer

Oliver, Du bist jetzt seit 2000 beim SV Prag und bringst Dich, in Funktion des 2. Abteilungsleiters super in den Verein ein. Kannst Du uns ein paar Deiner Motive nennen, auch um eventuell den einen oder anderen zur Mitarbeit zu bewegen?


Zunächst mal muss ich hier ein Kompliment los werden. Bei keinem anderen Amateuerverein, den ich kenne, gibt es eine so professionelle online-Berichterstattung wie in unserem Verein. Deshalb freu ich mich ganz besonders, dass ich nun auch eines dieser traditionellen Interviews geben darf. Als ich 2000 mehr oder weniger von Björn überredet wurde, mal ein paar Spiele für den Sv Prag zu machen, da konnte ich mir auch noch nicht vorstellen, mich über das Spieler-Dasein hinaus zu engagieren. Wir sind gleich in meinem ersten Jahr aufgestiegen und alles war wunderbar. Ganz ehrlich gesagt war ich in dieser Zeit in dieser klassischen, angenehmen Konsumentenhaltung. Alles wurde irgendwie erledigt, man macht sich als Spieler da auch nicht allzu viele Gedanken. Dann kam die Krise, wir hatten kaum noch Spieler. Und die, die wir hatten, sind immer älter geworden. Gerade in den schwierigen Jahren hab ich die Menschen im Verein einfach noch besser kennen und schätzen gelernt. Gespürt, dass durch sie im Verein Tradition und Werte aufgebaut wurden, die man in keinem Fitness-Studio oder auch in vielen anderen Vereinen nicht findet. Dies hat mich fasziniert. Mir war klar, dass dies unter allen Umständen erhalten bleiben sollte. Irgendwann wurde ein 2. Abteilungsleiter gesucht. Mit Björn als 1.Abteilungsleiter war dies natürlich eine ideale Konstellation, die mir die Entscheidung nicht allzu schwer gemacht hat. Mir geht es darum, das Besondere des SV Prag speziell für die Jungs der Fußballabteilung weiter zu kultivieren, zu erhalten und auszubauen. Daraus schöpfe ich meine Motivation.


Wie sieht die Zusammenarbeit mit Björn Seemann und dem Trainer aus und gibt es für Dich Sonderaufgaben?


Zwischen Björn und mir ist die Zusammenarbeit so, wie man sich das unter Freunden im Idealfall vielleicht vorstellt. Wir besprechen alles miteinander und teilen uns die Aufgaben so, wie es die Zeit des Einzelnen eben gerade erlaubt. Da ich das letzte Jahr noch aktiv war und auch jetzt noch ab und zu mit der Mannschaft trainiere, bin ich aktuell vielleicht ein bisschen näher an der Mannschaft als der erste Abteilungsleiter, dafür ein ganzes Stück weiter weg als der Trainer. Gerade deshalb versuchen wir drei (Peter, Björn und ich) die Themen in einem gemeinsamen Verständnis zu entwickeln. Sonderaufgaben für mich gibt es nicht. Was wir tun, das machen wir gemeinsam. Natürlich denk man das Eine oder Andere einmal vor. Aktuell entwickeln wir zum Beispiel ein Strategiepapier zur Sponsorengewinnung. Ziel ist es, die Qualität der Jugendarbeit nach und nach weiter zu erhöhen. Hoffentlich können wir bald auch wieder B- und A-Jugend-Mannschaften des SV Prag um Punkte kämpfen sehen. Mannschaften, aus deren Reihen dann perspektivisch die erste Mannschaft bestückt werden soll. Ganz praktisch mache ich noch die Urlaubsvertretung des Trainers, falls er mal nicht da ist. Aber das kommt selten genug vor.


Eines Deiner Projekte ist die Leitung der Arbeitsgruppe „Sponsoren“. Gibt es hier bereits erste Ergebnisse, welcheveröffentlicht werden können?


Ergebnisse gibt es noch keine. Wir sind aber auf einem guten Weg. Das Grundkonzept ist bereits erarbeitet und steht somit. So viel schon mal vorne weg: wir wollen nicht die schnelle Mark oder den schnellen Euro. Der Klassiker: einfach mal ein Satz Trikots von wem auch immer bekommen. Uns geht es um langfristige Partnerschaften mit Sponsoren, die ein echtes Interesse an unserem Verein haben und unser Konzept verstanden haben, sich damit identifizieren können, einen Mehrwert des Vereins für sich erkennen. Mit einer Gruppe von Prager Fußball-Urgesteinen haben wir das ganze Konzept vorab schon mal auf Herz und Nieren getestet. Wir haben ja wirklich erfolgreiche Leute im Verein. Uns ist es wichtig, die ganze Kompetenz des Vereins auch wirklich zu nutzen. Aus meiner Sicht haben wir bereits jetzt eine gute Grundlage, um Sponsoren direkt ansprechen zu können. Im nächsten Schritt gilt es, potenzielle Sponsoren in einer Liste zusammenzutragen, zu priorisieren und dann auch tatsächlich die Gespräche zu führen.


Der neue Kunstrasen und bis zu 700 neue Wohneinheiten auf dem Killesberg! Perspektiven, die der SV Prag unbedingt nutzen sollte, oder?


Natürlich sind das glänzende Perspektiven, die wir nutzen wollen und auch nutzen müssen. Nur wir sollten uns auch ganz ehrlich fragen, ob wir denn aktuell überhaupt in der Lage sind, dieses sich eröffnende Potenzial auch tatsächlich mit der bestehenden Mannschaft an Offiziellen auszuschöpfen. Aktuell kann man das guten Gewissens leider nur verneinen. Stelle man sich vor, es kommen in den nächsten Jahren 50 bis 60 Kinder mehr zum Fußball, zudem gibt es einen Zulauf bei den Aktiven. Das würde eindeutig unsere aktuellen Kapazitäten übersteigen. Wir haben ja momentan bereits Probleme, ein Jugendtraining in angemessener Qualität in allen Altersklassen anzubieten. In Zukunft müssen wir hier sicher auch neue Wege beschreiten. Wir denken hier an Kooperationen mit der Stadt und vielleicht der Uni Stuttgart, um die Infrastruktur deutlich auszubauen. Das bereits erwähnte Sponsorenkonzept zielt vor allem darauf ab, den Jugendbereich noch besser zu fördern. Ungeachtet dessen können wir froh sein, dass wir überhaupt noch eine Jugend haben. Das verdanken wir sicher all den engagiert arbeitenden Ehrenamtlichen im Verein, die seit Jahren und Jahrzehnten alles für den Verein geben.


Rückblick: Der SV Prag holte sich in der letzten Saison die Meisterschaft und somit den Aufstieg. Hättest Du dies vor Jahresfrist erwartet?


Ganz ehrlich. Ich hab`s mehr gehofft als erwartet. Schließlich war es die letzte Saison von Ingo und mir. Und wir hatten gute Verstärkungen vor der letzten Saison. Leider hat mein Job mir persönlich einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich konnte in der Rückrunde kein einziges Spiel bestreiten. Die Meisterfeier war dann trotzdem gigantisch, auch wenn man das als Spieler sicher nochmal anders erlebt. Aber das war jetzt die Antwort als Spieler. Als Offizieller kann man den Spielern und dem Trainer einfach nur ein riesen Kompliment machen. Wenn Du Meister wirst, dann hast Du alles richtig gemacht. Auch wenn ich zwischendurch immer wieder Sorge hatte, da die Mannschaft ihr riesiges Potenzial einfach nicht konsequent genug ausschöpft. Das ist übrigens auch meine größte Sorge für die neue Saison. Wir haben nicht gelernt, uns konsequent weiterzuentwickeln. Mir fehlt da der letzte Biss in der noch jungen Mannschaft.


Das Saisonziel für die neue Saison wird natürlich vorrangig der Klassenerhalt sein. Wird es einen neuen 3-Stufen-Plan geben, quasi Klassenerhalt - Etablieren - Aufstieg?


Der Klassiker, oder ?! Ja klar wäre das toll, wenn es so laufen würde. Ich wäre mit dem Klassenerhalt sehr zufrieden. Ich habe aber meine Zweifel, ob wir in der jetzigen Verfassung die Klasse halten können. Dabei geht es mir weniger um das spielerische Potenzial, das in der Mannschaft steckt, sondern darum, wie sich die Mannschaft trotz Aufstieg präsentiert. Da ist nichts von Aufstiegseuphorie zu spüren. Der Teamgeist des Meisterjahres scheint nach der Meisterfeier irgendwie verloren gegangen zu sein. Und einen richtig austrainierten Eindruck macht mir die Mannschaft aktuell auch nicht. Aus meiner Sicht werden nur die Mannschaften in der Kreisliga A bestehen, die als Team auftreten und mit einer entsprechenden Fitness in die Saison gehen. Ich befürchte, dass so mancher in der Mannschaft glaubt, dass es auch weiter mit Hacke, Spitze getan ist. Aber ein Mannschaftssport darf nicht zum Jahrmarkt der Eitelkeiten verkommen, wo jeder seine eigens antrainierte Coolness zum Besten gibt, dabei aber den Teamgedanken mit Füßen tritt. Wir werden uns das dieses Jahr ganz genau anschauen und gegebenenfalls auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen. Mein ganz konkretes Saisonziel heißt deshalb: erst mal wieder eine Mannschaft werden und so versuchen die Klasse zu halten. Wenn das gelingt, dann haben wir für dieses Jahr schon viel erreicht. Auch wenn vom Potenzial der einzelnen Spieler deutlich mehr zu erwarten wäre. Leider haben wir ein Einstellungsdefizit, kein Talentdefizit bei einigen Spielern ausgemacht.


Wie ist die Saisonvorbereitung aus Deiner Sicht verlaufen?


Ich könnte ja jetzt ketzerisch sagen, dass wir uns gegenüber der Meistersaison deutlich gesteigert haben. Schließlich ist kein einziges Vorbereitungsspiel mangels Spieler ausgefallen. Er gab aber de facto keine Steigerung. Die Ergebnisse waren alles andere als ermutigend. Noch schlimmer als die Ergebnisse bewerte ich momentan jedoch die schlechte Stimmung in der Truppe und die fehlende Motivation, die normalerweise ein Aufsteiger wie wir mitbringen muss. Normal wäre für mich gewesen, wenn alle voll motiviert im Training bei der Sache sind mit dem Ziel, topfit ins erste Punktspiel gehen zu können. Davon sind wir aktuell jedoch meilenweit entfernt. Das enttäuscht mich schon sehr.


Abschlußfrage: Du hast Deine aktive Laufbahn beendet. Womit hält sich der Abteilungs-Vize fit?


Du wirst es nicht glauben, aber ich habe diesen Sommer so intensiv wie schon lange nicht mehr trainiert. Ich geh` so 3 bis 4 mal die Woche eine Stunde im Krähewald intensiv laufen, alternativ trainiere ich - wenn`s der Beruf erlaubt - noch mit der Mannschaft. Schließlich will ich ja noch fit sein, wenn der Ball ab Oktober dann hoffentlich auf dem neuen Kunstrasen rollt.