Interview


Interview mit Peter Molz, dem Trainer der aktiven Fußballer

Hallo Peter, nochmal herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft und dem Aufstieg! Wie oft hast Du Dich insgesamt am Meistersonntag nach den "Zwangsduschen" Deiner Spieler umziehen müssen?


Danke für die Glückwünsche!
Umgezogen habe ich mich "nur" zwei Mal. Die nassen Sachen habe ich lieber etwas länger angelassen, sonst hätte ich im Fundus vielleicht doch noch ältere Trikots gefunden. Bei allem "Zwang" hat es aber vor allem Spaß gemacht, mit Mannschaft und Fans gemeinsam zu feiern. Und, dass die Mannschaft feiern kann, hat sie spätestens bei diesem Anlass bewiesen. Das war schon beeindruckend. Ich glaube, für alle Teilnehmer war es ein rundum gelungener Tag.


Die Meisterschaft war vor der Saison nicht zu erwarten. Erst Recht nicht nach der chaotischen Sommervorbereitung. Kannst Du die Leser in das Geheimnis des - sagen wir es ruhig - "Wunders von Prag" einführen?


Ja, wer hätte das gedacht? Den Begriff "Wunder" würde ich in diesem Zusammenhang trotzdem nicht verwenden. Sicher war es anfangs der Saison nicht immer ein einfaches Unterfangen. Durch die miserable Sommervorbereitung ist einiges auf der Strecke geblieben. Wären z. B. beim Vorbereitungsturnier in Cannstatt nicht ein paar Ehemalige eingesprungen, hätten wir das Turnier absagen müssen. Für dieses Aushelfen möchte ich mich hier noch einmal recht herzlich bedanken.
Der wichtigste Aspekt unseres Erfolges ist meines Erachtens der Teamgeist, der sich im Verlaufe der Saison immer weiter ausgebildet hat. Die Mannschaft hat zudem rechtzeitig erkannt, dass sie gemeinsam etwas erreichen kann.
Fast alle Spieler haben sich weiter entwickelt. Die Neuzugänge sind gut integriert worden. Stefan Irmscher und Noh Teklkiel sind hierfür die besten Beispiele. Wer hätte vor der Saison auf Stefan als Spieler mit den meisten Einsätzen gewettet? Aber auch alle anderen haben gezeigt, wie viel Potential in ihnen steckt.
Insgesamt sind wir wesentlich ausgeglichener besetzt als noch vor einem Jahr. Dadurch ist eine leistungsfördernde Konkurrenzsituation entstanden. Die meisten Spieler haben diese Herausforderung angenommen. Manche taten sich zugegebenermaßen allerdings damit auch schwer. Doch da müssen sie lernen, mit umzugehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch, dass wir durch die Ausgeglichenheit des Kaders in der Lage waren, fehlende Spieler zu ersetzen oder wie im April gegen Ermis gleich vier Feldspieler. Und natürlich hatten wir dann auch das Quäntchen Glück, das man braucht, um Meister zu werden.


Wenn man Meister wird, hat man eigentlich alles richtig gemacht. Dennoch: Es gibt immer etwas zu verbessern, vor allem wenn man jetzt eine Klasse höher spielt. So ist es z.B. schön, dass sich relativ viele Spieler in die Torschützenliste eingetragen haben, aber ein echter Torjäger fehlt.


Verbessern kann man sich immer. Wir werden es mit Sicherheit müssen, um die Klasse zu halten. Das mit dem Torjäger stimmt, auf den ersten Blick. Ich möchte dies aber relativieren. Man sollte nämlich nicht vergessen, dass bei uns, auch aufgrund der Spielanlage, jeder Tore schießen "darf", die Stürmer auch noch andere Aufgaben haben, als nur auf ihre Chance zu lauern. Sie sind eben auch wichtig, um die Balleroberung zumindest vorzubereiten. Das bedeutet, dass auch sie viel arbeiten müssen.
Dass wir im Augenblick keinen echten Torjäger haben, liegt auch daran, dass wir gerade auf den Sturmpositionen immer wieder rotiert haben. Auch ist es bei manchen Spielern die erste Aktivensaison gewesen. Bei jedem, nicht nur bei den Stürmern, ist noch eine ganze Menge Luft nach oben. Nichtsdestotrotz ist unsere Chancenverwertung eindeutig eine Schwachstelle. Aber sehen wir es doch positiv: nur wer viele Chancen hat, ist auch in der Lage, viele zu vergeben!
In der Kreisliga A muss die Spielweise der gesamten Mannschaft und die eines jeden Einzelnen an Dynamik gewinnen. Wir müssen in punkto Kondition deutlich zulegen. Und-, da mein ich nicht nur die Ausdauerfähigkeit.
Ebenso müssen wir unsere Spielanlage weiter entwickeln. Nach der Balleroberung müssen wir lernen, das Spiel besser und aktiver zu gestalten. Wir müssen variabler und teilweise geduldiger werden.
Wie Du siehst, gibt es noch jede Menge, zu verbessern. Aber es gibt selbstverständlich auch, und das sollten wir auf keinen Fall vergessen, Vieles, auf das wir aufbauen können. Mit mangelndem Selbstbewusstsein müssen wir also auf keinen Fall in die neue Saison gehen. Nur dürfen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen.


Beim SV Prag entwickelt sich mehr und mehr eine gewisse neue "Fan-Kultur", wie wir sie seit vielen Jahren nicht mehr hatten. Eine Art "Public Viewing" nur bißchen kleiner. Die "Fans" identifizieren sich mit Deiner Mannschaft mehr und mehr in ihrer - aus sportlicher Sicht - passiven Rolle. Wird das überhaupt bemerkt?


Und ob! Die Mannschaft findet es toll, dass ihre Leistung das Interesse der Fans geweckt hat und es spornt sie an, wenn sie vor einer größeren Kulisse spielen darf.
Was einzelne Spieler sicherlich noch lernen müssen ist der direkte Umgang mit den Fans. Fans haben nicht nur die Aufgabe die Mannschaft zu unterstützen, sie haben dann auch das Recht zu kritisieren und Leistung einzufordern. Und, wenn dann nach dem Abpfiff das vergangene Spiel mit den Fans "analysiert" wird, dann haben wir eine Situation, in der wir sagen können, Mannschaft und Fans bilden eine Einheit.


Auch wenn Zuffenhausen verloren wurde: In der Halbzeit nahm Oli Spagen die Pragfahne und einen Pragschal zur Halbzeit mit in die Kabine. Hast Du das registriert oder gab es Reaktionen der Mannschaft darauf?


Ich selbst habe das schon bemerkt. Ob aber Spieler dies bemerkt haben, kann ich nicht beurteilen. Wir waren alle physisch und emotional total mitgenommen und haben versucht uns auf die zweite Hälfte zu konzentrieren. Dieses Spiel hat uns alles abverlangt und uns auch unsere Grenzen aufgezeigt.


Natürlich möchten wir bereits jetzt auch einen Blick in die neue Saison werfen. Was Fans & Friends ganz besonders interessiert sind die Kadertendenzen. Bleibt die Mannschaft - mit Ausnahme von Ingo Reichelt - so zusammen?


Das hoffe ich. Ich möchte und kann aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen dazu machen. Wir werden in den nächsten Tagen noch weitere Gespräche führen und versuchen, die eventuell noch Zweifelnden oder Unentschlossenen zu überzeugen. Fakt ist, dass bei einigen Spielern berufliche Veränderungen anstehen und sie dadurch nur eingeschränkt mit der Mannschaft trainieren werden können.


Unser Torwart Ingo geht leider "in Rente". Wie hoch schätzt Du seine Leistung in den vergangenen Jahren ein und gibt es da bereits Chancen auf einen adäquaten Nachfolger? Manche meinen, Igor Erich könnte diese Position übernehmen. Doch Erich wird auch im Feld gebraucht...


Ingo hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen. Ich denke, auf der Homepage steht es treffend: Da beendet mal wieder ein ganz großer Prager Torwart (viel zu früh) seine Karriere. Nicht umsonst verbindet man den neuen Null-Gegentore-Rekord mit seinem Namen. Was unsere überragende Defensive durchließ, hat er in der Regel entschärft.
Zum Thema Nachfolger möchte ich an dieser Stelle nur sagen, dass wir gerne neue Spieler bei uns begrüßen werden. Torleute und selbstverständlich auch Feldspieler! Es wird aber definitiv auch in der neuen Saison bei Prag ein Torwart auf dem Platz stehen. Dies kann ich heute schon mit Sicherheit versprechen.


In der Kreisliga A wird es für die Prager Meister die eine oder andere Niederlage mehr geben. Der Druck wird von Anfang an höher sein. Da beruhigt es doch, daß Deine Mannschaft im Frühjahr bei diversen Vorbereitungsspielen gegen A-Ligisten ganz gut spielte, oder?


Wenn es nur die eine oder andere Niederlage gäbe, könnten wir, so glaube ich, sehr gut damit leben. Die Vorbereitung im Winter hat gezeigt, dass wir mit den meisten Teams mithalten konnten. Aber im Wettbewerb werden die Karten anders gemischt und Druck kommt bestimmt auch hinzu. Mithalten kann da zu wenig sein. Wie bereits schon angedeutet: wir müssen und wir werden uns steigern. Wir werden uns mit Sicherheit als erstes Ziel den Erhalt der Klasse setzen. Das Gelingen hängt aber vor allem von der Entwicklung des Kaders, von der Vorbereitung und von dem, was jeder bereit ist, einzusetzen, ab. Wenn alle blieben, wäre mir auf keinen Fall bange.


Der SV Prag will in der neuen Saison mit zwei Teams aktiv antreten. Ein Co-Trainer, bzw. Betreuer wäre somit nicht unbedingt von Nachteil. Vor einigen Wochen war Stefan Schiel dafür im Gespräch. Ist dies noch aktuell?


Der Wille ist da. Doch bis zu einer weiteren Prager Mannschaft ist noch ein steiniger Weg. Melden werden wir auf jeden Fall zwei Mannschaften. Wer dann Co-Trainer oder Betreuer machen wird ist im Moment noch nicht klar. Stefan Schiel wäre da schon eine super Alternative. Ich habe mit Stefan aber darüber nicht gesprochen und somit kann ich nichts zur Aktualität dieser Aussage machen. Ich würde mich jedenfalls sowohl über eine zweite Mannschaft als auch über Stefan Schiel als Co-Trainer/Betreuer freuen. Aber warten wir' s doch ab, wie sich die Dinge entwickeln.