Bericht über die 1. Mannschaft


Wehe, wenn das schief geht

Nach einem Aderlaß mit teilweise spektakulären Abgängen, steht dem SV Prag die schwerste Saison seit dem Wiederaufstieg im Jahre 2000 bevor. Das Fehlen einer eigenen A-Jugend hat nun voll durchgeschlagen, sodaß sich der Gesamtkader auch quantitativ deutlich verschlechtert hat.


Der komplette Sturm, der Torwart und einige erfahrene Mittelfeldstrategen haben den SV Prag verlassen oder beendeten ihre Laufbahn. Im "Sommerloch" wurde von Björn Seemann (30) ein neuer Begriff erfunden: "Ich bin kein Abgänger, sondern ein Aufhörer !". Neben Seemann kann man auch Stefan Schiel (37) oder Ingo Reichelt (26) dieser Kategorie zuordnen. Wie es scheint, werden die Aufhörer desöfteren mal aushelfen müssen. Und sie werden es tun, darauf wird sich der neue (alte) Coach der 1. Mann-schaft Peter Molz (43) verlassen können.


Nicht mehr aushelfen können Libero Oliver Grüning, der als Jugendtrainer zum FV Zuffenhausen zurückgekehrt ist, Guiseppe Celico (SKG Botnang) und Torjäger Andreas Käpplinger, der sich beim Landesligisten FV Zuffenhausen versuchen will. Käpplinger fiel der Abschied von seinem Verein sicherlich nicht leicht. Abteilungsleiter Stefan Dietz äusserte für seine Entscheidung Verständnis: "Es ist doch klar, daß sich ein Mann seines Kalibers mal höherklassig versuchen möchte!" Bleibt zu hoffen, daß er irgendwann mal den Weg zurück auf den Killesberg findet.


Wer wird in dieser Saison die zwanzig Käpplingertore schießen ? Molz weiß selber, daß keiner aus dem Kader den abgewanderten Stürmer ersetzen kann. So muß er umdisponieren und auf Vorgaben bauen, die er als Trainer der 2. Mannschaft auch immer in den Vordergrund gestellt hatte: Taktische Disziplin und mannschaftliche Geschlossenheit. Den SV Prag kann man wahrlich nicht mehr als "die jungen Wilden" bezeichnen, sodaß diese Vorgaben problemlos umzusetzen sein dürften. Und wenn jeder ein paar Tore mehr schießt als im letzten Jahr, können die fehlenden "Käppi-Tore" vielleicht kompensiert werden. Vor allem aus dem Mittelfeld darf man das eine oder andere Saisontor mehr erwarten.


Wie können die vakanten Positionen im Tor und im Sturm ausgefüllt werden ? " Einen Ingo Reichelt zu ersetzen, würde jeder Mannschaft schwerfallen" sagt Peter Molz. Aus dem bestehenden Kader bietet sich für den Schlußmann nur eine Lösung an: Marc Wegner (33), der in der letzten Saison schon Aushilfsweise zwischen den Pfosten stand. Wegner ist somit eine echte Lösung als Torwart, die jedoch zu einem Problem im Feld wird. Als höherklassig erfahrener und sehr flexibel einsetzbarer Feldspieler wird er dann fehlen. Peter Molz muß und wird sich für Wegner als Keeper entscheiden.


Ebenso ist Andreas Käpplinger nicht zu ersetzen. Für den langjährigen Torschützenkönig der 2. Mannschaft Philip Gugenhan ist das jetzt die Chance. Der etwas eigenwillig agierende Stürmer, der auch den Verteidigern der Kreisliga A mal einen Knoten in die Beine spielen kann, wird seine zehn Tore machen. Doch wer wird neben Gugenhan spielen ? Vielleicht Benjamin Faßnacht (24), der durch seine Schnelligkeit ein großes Plus hat ? Oder kehrt der endlich wiedergenesene Siegfried Nick (28) in die vorderste Front zurück ? Oder tüftelt der Coach an einer ganz neuen Taktik, die er im Interview auf Seite 8 vielsagend als "Änderung der Spielanlage" umschreibt ? Diese Fragen können nur die ersten Spieltage in der Kreisliga A beantworten.


Egal, was da kommen mag: Der SV Prag wird in dieser Saison weniger Tore schießen. So lastet auf der traditionell starken Prager Abwehr, die in den letzten beiden Jahren immer die zweitbeste der Liga war, ein noch größerer Druck. Die Null muß stehen, wird in der Saison 2002/2003 nicht selten das Motto der Killesberger sein. Hierbau ist vor allem auf Manndecker Volker Wedekind (29) und auf Libero Stephan Schwarz (32) zu bauen. Zweiter Manndecker wird wohl Christopf Maier (30) spielen.


Im Mittelfeld hat Coach Molz neben erfahrenen Spielern wie zum Beispiel Steffen Jacob (31), Christof Maier (30) oder Oliver Spagen (31) auch den jungen Waldemar Erich (20) zu integrieren. Ein Heißsporn, der aber mit letztem Einsatz an seine Aufgaben herangehen wird.


Die Übeschrift: Wehe, wenn das schief geht und die Frage, wie es beim SV Prag in drei Jahren aussehen wird, gehören unmittelbar zusammen. Beim SV Prag zeigt man sich bezüglich des Klassenerhaltes optimistisch und das ist auch gut so. Kraft, Energie und Motivation wären aufgebraucht, sollte der SV Prag wieder in der Kreisliga B landen. Und zwar nicht nur auf sportlicher, sondern wohl auf allen Ebenen. "Man sollte sich heute schon Gedanken machen wie man den Prager Fußball wiederbelebt! Ich wünschte wir könnten optimistischer in die Zukunft blicken", sagt Peter Molz. Dieser Satz spiegelt Zukunftssorgen aber auch den Aufruf wider, den SV Prag in eine - vor allem personell - bessere Zukunft zu führen.