Vor 20 Jahren - Historie der aktiven Fußballer
Teil 13 - Saison 1993/1994
1. Mannschaft: Ganz starke Rückkehr in die Kreisliga A
von Steffen Jacob
Endlich war er erreicht, der Aufstieg. Nach mehreren Versuchen hatte der SV Prag in der letzten Saison den ersehnten
Aufstieg geschafft. So ging man mit großer Euphorie in die neue Saison in der Kreisliga A Staffel 1. Als Neuzugänge
verstärkten Steffi Schiel von der SG Post Stuttgart und Markus Ramminger, der bereits in der letzten Saison zum SV Prag
gestoßen war, den Aufstiegskader. Nicht mehr zur Verfügung standen in der neuen Saison die Prager Urgesteine Peter Molz,
Uli Pulzer und Martin Prechtl, die ihre Karriere altersbedingt (Molz, Pulzer) beendet hatten oder unterbrachen (Prechtl).
Molz blieb dem SV Prag aber als Trainer der zweiten Mannschaft erhalten. Die Vorbereitung war intensiv mit großer
Beteiligung und dem Höhepunkt eines dreitägigen Trainingslagers im Schwarzwald. Man war jedenfalls gerüstet auf das was
kommen sollte.
Die NPW titelte in ihrer ersten Ausgabe: "Der Ball wird schneller rollen!" Und das sie damit recht behielt zeigte sich
schon im ersten Punktspiel der Saison. Ausgerechnet beim Lokalrivalen MTV Stuttgart mussten die Prager antreten.
Der Absteiger aus der Bezirksliga hatte sein Team zusammengehalten und galt als absoluter Topfavorit auf den Aufstieg.
Nach 45 Minuten saßen die Prager in der Kabine und pumpten wie die Maikäfer. Das es nur 2:0 für den MTV stand war
schmeichelhaft für den SV Prag. Doch die zweite Halbzeit stand sinnbildlich für den weiteren Saisonverlauf: Die Prager
kämpften sich rein und passten sich dem schnelleren Spiel der Gegner nach und nach an. Zwar ging die Partie gegen den MTV,
der am Ende der Saison den Wiederaufstieg in die Bezirksliga schaffte, mit 3:1 verloren, doch der SV Prag schaffte es
relativ schnell sich auf die Kreisliga A einzustellen.
Im ersten Heimspiel gelang gegen den TSV Zuffenhausen der erste Sieg. Nach einer Niederlage in Giebel (das dies die letzte
Niederlage bis Anfang März bleiben sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner) folgten vier Unentschieden, in denen
sich zeigte dass zu Anfang der Saison die Defensive schon recht gut stand, es aber mit dem Tore schießen noch etwas
haperte. So hatte man nach sieben Spielen bei 6:8 Punkten ein Torverhältnis von 5:7. Des Weiteren hatten die Prager in
dieser Anfangsphase mit erheblichem Verletzungspech zu kämpfen. Mit Lausmann, Schiel und Gassner erlitten gleich drei
Spieler mehr oder weniger schwere Bänderverletzungen und fielen wochen- bzw. monatelang aus.
Am achten Spieltag gastierte der Tabellenzweite TSV Weilimdorf auf dem Mühlbachhof. Das vom ehemaligen Prager Günther
Alteneder trainierte Team gehörte zu den Aufstiegsfavoriten, was es am Ende mit dem zweiten Platz knapp hinter dem
MTV auch bestätigte. Doch davon war an diesem Tage nichts zu sehen, die Prager lieferten ihr bis dahin bestes Saisonspiel
ab und siegten hochverdient mit 2:0. Dies war der Auftakt für einen fantastischen Lauf, in dem der SV Prag die nächsten
vier Spiele mit einem Torverhältnis von 11:0 gewinnen konnte. Nach zwei weiteren Unentschieden fand man sich nach Ende
der Vorrunde plötzlich auf dem zweiten Tabellenplatz wieder. Mit 18:10 Punkten und 20:9 Toren stand man nur vier Punkte
hinter dem ersten MTV und hatte die wenigsten Gegentreffer der gesamten Staffel kassiert. Das es auch nur sechs Punkte zum
ersten Abstiegsplatz waren wurde dabei leicht übersehen. Die Staffel war brutal ausgeglichen und es waren nur der MTV
der hervorstach bzw. die SG Weilimdorf, die abfiel und ohne Punktgewinn das Tabellenende zierte. Für alle anderen
Mannschaften war noch alles drin.
Noch vor Weihnachten fanden die ersten zwei Spiele der Rückrunde statt und damit kam es zum "Spitzenspiel" gegen den MTV.
Auf beinhart gefrorener Scholle trotzte der SV Prag dem Tabellenführer ein 2:2 Unentschieden ab. Hierbei sorgte Steffen
Hartschuh mit seinem einzigen Treffer bei den Aktiven für den verdienten Punktgewinn. Im letzten Spiel des Jahres 1993
gelang den Mannen vom Mühlbachhof mit dem achten Unentschieden der laufenden Saison ein gelungener Abschluss. Im gesamten
Kalenderjahr 1993 hatten die Prager somit nur zwei Niederlagen hinnehmen müssen. So eine Bilanz hatte es in der Prager
Geschichte lange nicht mehr gegeben.
Nach der Winterpause startete der SV Prag wieder einmal mit einem Unentschieden. Gegen die abwehrstarken und unangenehmen
Giebeler kam man über ein torloses Unentschieden nicht hinaus. Es folgte die erste Niederlage seit Anfang September. Gegen
den starken Mitaufsteiger Croatia verlor man in der Schlussphase unglücklich mit 3:1. Es folgten unnötige Unentschieden
gegen Freiberg und Steinhaldenfeld. Beide Male wurde der Sieg nach Führung in der Schlussphase noch verspielt. Gegen die
SG West machten die Prager es dann endlich wieder besser und konnten nach langer Durststrecke endlich wieder einen Sieg
einfahren. In den letzten Minuten drehten sie einen Rückstand noch zum 3:2 Sieg. Somit belegte der SV Prag nach 21 Spielen
wieder den dritten Platz und es schien so, dass nach diesem Sieg der Klassenerhalt nur noch Formsache sein würde.
Das dies in einer selten ausgeglichenen Staffel ein Irrtum war sollte sich bald zeigen.
Die folgenden drei Spiele wurden nämlich allesamt verloren, so dass der Vorsprung auf den 12. Platz und ersten
Abstiegsplatz gerade mal noch drei Punkte betrug. Im Heimspiel gegen den nur einen Punkt schlechteren FV Zuffenhausen II
(mit dem späteren Prager Trainer und Spieler Marc Wegner) sollte also ein Sieg her. Doch es reichte nur zu einem torlosen
Unentschieden. Und auch im nächsten Spiel gegen das abgeschlagene Schlusslicht SG Weilimdorf gelang wieder kein Sieg, obwohl
dieser fest eingeplant war. Zu viele Chancen wurden wieder einmal liegengelassen und so kam das Schlusslicht gegen die
Prager zu seinem zweiten (!) Punktgewinn der Saison. Somit fehlte zwei Spieltage vor Schluss noch ein Punkt um den
Klassenerhalt zu sichern. Dieser sollte im Spiel gegen den SV Heslach, der selbst noch im Abstiegskampf steckte, her. Es
sollte ein dramatisches Spiel werden. Nach zwei frühen Treffern stand es 1:1, als dem Schiedsrichter die hitzige Partie
immer mehr zu entgleiten drohte. In der 95. Minute, Prag mittlerweile nach einer Ampelkarte nur noch zu zehnt, ein
unberechtigter Elfmeter für Heslach und dazu noch Gelb-Rot für Torwart Ramminger wegen Reklamierens. Uwe Brummer übernimmt
die Position im Tor und pariert den Elfmeter und sichert somit den vorzeitigen Klassenerhalt.
Mit dem zweiten Rückrundensieg, einem 3:2 beim TV Zuffenhausen, schlossen die Prager die Saison erfolgreich ab und
belegten mit 30:26 Punkten und 37:32 Toren einen guten sechsten Platz.
Meister wurde der MTV Stuttgart vor dem TSV Weilimdorf. Absteigen mussten die Bezirksligaabsteiger SG Weilimdorf und
TSV Mühlhausen sowie der TV Zuffenhausen und der FV Zuffenhausen II. Das letzterer mit einem fast ausgeglichen Punktekonto
von 27:29 absteigen musste sagt alles über die Ausgeglichenheit der Klasse aus.
Im Bezirkspokal kam in diesem Jahr in der dritten Runde das Aus gegen den Bezirksligisten TV Echterdingen gegen den man
ersatzgeschwächt mit 0:1 verlor.
2. Mannschaft: Kein Parallelspielbetrieb zur 1. Mannschaft
Als die Staffeleinteilung herauskam, verschlug es den meisten der 2. Mannschaft die Sprache. Neun erste Mannschaften in der
Gruppe, darunter gleich drei Kreisliga-A-Absteiger. Völlig losgelöst vom Spielplan der 1. Mannschaft mußte man somit gegen
insgesamt sieben ehemalige A-Ligisten spielen. Fast auch wie ein Aufstieg. So landete die 2. Mannschaft am Ende nur auf dem
10. Platz und hatte mit schwachen 24 Toren erneut eine ganz schlechte Torausbeute. Im Pokal war in der 2. Runde nach einem
2:6 beim ASV Botnang II Schluß.
Die Molz-Truppe konnte sich übrigens am Ende um einen Platz besser als Ermis Stuttgart-Ost in der Tabelle einreihen. Zu
diesem Zeitpunkt war es noch keinem klar, daß es in der Folgesaison, der sogenannten "Ermis-Saison", die stärkste 2.
Mannschaft gab, die jemals in Konkurrenz gespielt hatte. Vor allem in der Vorrunde. Doch mehr dazu erst im Sommer 2015...
Dies kündigte sich schon in dieser Saison durch "Äusserlichkeiten" an, denn eine ganze Zeit lang hatte die 2.
Mannschaft einen bis zu 20köpfigen Fanclub, der mit Prag-Schals und Feuerwerk motivierend am Spielfeldrand stand und der
in der Folgesaiosn voll auf seine Kosten kommen sollte.
Weitere Fakten aus 1993/1994
Der Gesamtkader bestand aus 38 Spielern, welche weitgehend alle regelmässig im Training dabei waren. Mit dem Lässigheimer-
Jahrgang letztmals bis heute (Stand Oktober 2014) ein größerer Schwung als Zugänge aus der eigenen Jugend. Es kann nur einen
geben: Der Bucklander ist da. Die Prager Welle weist erstmals auf das 100jährige Vereinsjubiläum (1999) hin! Durch das
getrennte Training spalten sich die beiden aktiven Mannschaften mehr und mehr in zwei Lager, für einen gemeinsamen
Wsenhocker am 4. Oktober reicht es aber noch. Zum letzten Mal ohne Motto und zum letzten Mal mit den beiden Wölfen fand am
10. Dezember die dritte TOP66P statt, wobei die Kultband WO.SA.WO nicht mehr an seine Top-Erfolge ("Wegen Rüdi",
"Tunnelkneipe") anknüpfen konnte. Am 25. Oktober verstirbt völlig überraschend im Alter von 51 Jahren Karl-Heinz Rupp.
In der Winterpause umfangreiche Maler- und Umbauarbeiten im Kabinentrakt. So wurden die Prag-Kabinen durch Auflösung des
Kassenraumes und Verkleinerung des Blauen Saals größer gestaltet. Abschluß war im März. Erster Dalaas-Ausflug.
FA-Abteilungsleiter Lothar Schubert rückt als 2. Vorsitzender in den Vorstand des SV Prag. Albert Kütter wurde als
Vereinschef bestätigt. Neue Abteilungsleiter der FA sind im Anschluß Oliver Krecek und Uli Pulzer. Chefcoach Alfred Wuttke
kündigte im März seinen Abschied an und das KFT - erstmals mit Achtelfinale - gewann Lamm-Bräu. Die Saison mündete in
unserem 1. Prager WM-Studio (14. Juni bis 18. Juli). Neues aus der PC-Welt: Der Michelangelo-Virus ist da.